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Sucht und psychische Erkrankung bei Jugendlichen
- Sucht und psychische Erkrankung (Doppeldiagnose) als
eine Form von Komorbidität beschreibt eine Störung, innerhalb
derer zwei Krankheitsbilder zu einem verschmolzen sind.
- Eine Hierarchisierung in Primär- und Sekundärerkrankung
ist nicht möglich.
- Die Behandlung nur einer Seite des Störungsbildes
zeigt keine Erfolge.
Eine Disposition zu beiden Seiten der Erkrankung ist bei
unserem Klientel immer vorhanden.
Ob die Suchtproblematik oder die psychische Erkrankung zuerst in Erscheinung
trat, spielt für die Notwendigkeit der gemeinsamen Behandlung beider
Phänomene keine Rolle.
Sobald sich die Sucht, als Ausdruck einer vorhandenen psychischen Problematik,
als eigenständiges Problem entwickelt hat, ist sie nicht zweitrangig,
sondern gekoppelt wirksam. Die Sucht wirkt wiederum auf die psychische
Problematik verstärkend zurück.
Ist das Suchtproblem der Auslöser für schwere psychische Störungen,
so bestehen diese auch nach Absetzen des Suchtmittels weiter und bedürfen
der Behandlung.
(Im Unterschied zu den drogeninduzierten Psychosen, die nach Beendigung
von exzessivem Drogenkonsum wieder abklingen)
Der Verlust des seelischen Gleichgewichts der betroffenen
jungen Menschen zeigt sich auf der „psychischen Seite“ in
- psychotischen Phänomenen (starke Angstentwicklung,
Verfolgungswahn, Antriebs- und Interessensverlust)
- depressiven Reaktionen (Rückzugs- und Selbstentwertungstendenzen,
Stimmungstiefs, Selbstmordgedanken)
- Persönlichkeitsentwicklungsstörungen (unangemessene
Aggressivität, soziale Auffälligkeiten und Anpassungsschwierigkeiten).
Auf der „Suchtseite“ zeigt sich dieser Verlust
in
- einem nicht altersgemäß normalen Konsum
(Probierverhalten), sondern im Missbrauch von Drogen, die als „primärer
Organisator und Regulator“ von Identität, Wohlbefinden und
Selbstachtung dienen
- einer meist über Selbstmedikationsversuche hinausgehenden
Affinität zu Suchtstoffen
Häufig erschweren fämiliäre Konstellationen
(Überforderung Alleinerziehender; Fehlen von väterlicher Präsenz;
Trennungskonflikte; Erkrankung, Sucht und psychische Probleme der Eltern)
das Bewältigen pubertärer Entwicklungsaufgaben.
Aufgrund ihres lebensgeschichtlichen Hintergrunds brauchen die Jugendlichen
einen sicheren, strukturierenden Rahmen mit intensivem Kontakt- und Beziehungsangebot,
damit sie nachreifen und Entwicklungsverzögerungen aufholen können.
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